Die Kniescheibe (Patella) läuft, gehalten von Muskeln, Bändern und Sehnen, in einer Rinne des Oberschenkelknochens.
Neben dem Schutz des Kniegelenks ist ihre Hauptaufgabe, die Kraft des an ihr ansetzenden Oberschenkelmuskels zu verlängern, die Kraftwirkung zu verstärken und an den Unterschenkel weiter zu leiten, so dass eine kraftvolle und schnelle Streckung des Beins im Kniegelenk möglich wird.
Unterschiedliche genetische Erkrankungen, Fehlbelastungen, Verletzungen oder Veränderungen der Konstruktion aufgrund Unfalls oder Überbeanspruchung können Degenerationen an der Kniescheibe auslösen mit schmerzhaften Beschwerden im vorderen Kniebereich.
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Patellaluxation (Instabile/herausgesprungene Kniescheibe)
Eine angeborene Fehlgestaltung (Patelladysplasie) oder auch ein Sportunfall (traumatische Verletzung) sind oft die Ursache dafür, dass die Kniescheibe aus Ihrer Führungsrinne im Oberschenkelknochen herausspringt (Luxation).
Sofern sie nicht von selbst zurück gleitet, ist ein unverzügliches Einrenken (Reposition) notwendig, um schwerwiegende Begleitschädigungen zu vermeiden.
Die weitere Behandlung zur Wiederherstellung der Stabilität der Kniescheibe muss individuell in Abhängigkeit der Gründe für die Verrenkung erfolgen:
Konservative Therapie
In leichten Fällen können konservative Maßnahmen wie der Einsatz von Orthesen (Schienen), Muskelaufbau durch intensive Physotherapie und Eigenübungen zur Stabilisierung ausreichend sein.
Operative Therapie
In Fällen von wiederholten Luxationen und bei einer traumatischen Verletzung des Halteapparates der Kniescheibe ist eine Operation erforderlich.
Zur dauerhaften Stabilisierung und zur Verhinderung weiterer Luxationen kommen unterschiedliche Verfahren zur Anwendung:
- Bandnaht in arthroskopischer (Schlüsselloch-) Technik bei gerissenen Haltebändern
- Sehnentransplantation zur Stärkung der Haltebänder (Bandplastik oder MPFL-Plastik)
- Sehnenverlagerung, um die Bahn der Kniescheibe zu korrigieren (kombinierter Eingriff an Knochen und Sehne)
Operationsziel ist es, Folgeschädigungen an den Knorpeloberflächen von Patella und Oberschenkel zu verhindern. Durch eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) werden gleichzeitig bereits bestehende Knorpelschäden diagnostiziert und sofort behandelt.
Die Eingriffe erfolgen ambulant oder auch kurzstationär.
An die Operation schließt sich ein individuelles Nachbehandlungsprogramm an. Bereits nach 2-3 Wochen ist meist die Belastbarkeit, nach 5-6 Wochen auch die volle Beugefähigkeit wieder hergestellt.
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Patellaspitzensyndrom
Der Ansatz der Patellasehne an der Kniescheibenspitze kann sich bei Überbeanspruchung entzünden und eine Schwellung und Schmerzen unterhalb der Kniescheibe auslösen. Hauptbetoffene sind männliche Jugendliche und Sportler, vor allem auch Jogger.
Die Therapie ist häufig sehr langwierig, kommt aber in der Regel mit konservativen Maßnahmen wie Schmerz- und Entzündungsbehandlung, Krankengymnastik, Bandagen und Stoßwellentherapie zu guten Ergebnissen.
In seltenen Fällen kann auch eine arthroskopische Operation notwendig sein.
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Plica-Schmerz (Gelenkinnenhaut)
Veränderungen der Kniegelenkinnenhaut (Plica) können den Lauf der Kniescheibe beeinträchtigen sowie durch Gleiten über den Oberschenkelknochen eine schmerzhafte Reizung im Knie verursachen, die auch zu ernsten Knorpelschäden führen kann.
Eine konservative Schmerz- und Entzündungsbehandlung kann kurzzeitig Erleichterung schaffen, zur nachhaltigen Therapie und Vermeidung von Knorpelschädigungen ist eine operative (arthroskopische) Entfernung der symptomatischen Schleimhautfalte unumgänglich.
Der Verlust der Plica bedeutet für das Gelenk keinerlei Funktionseinschränkung.