Das Schultergelenk ist aufgebaut wie eine viel zu große Kugel (Oberarmkopf), die auf einem 50-Cent-Stück (Schulterpfanne) balanciert. Für Stabilität und die hohe Beweglichkeit der Schulter sorgt wesentlich der Muskel- und Sehnenapparat der Rotatorenmanschette.
Die Rotatorenmanschette umgibt das Gelenk und wirkt zugleich als Abstandhalter zum Schulterdach. Unfall, Verschleiß, insbesondere auch in Verbindung mit einem Schulterdach-Engpass (Impingement-Syndrom) können zum Riss (Ruptur) einer oder mehrerer Sehnen der Rotatorenmanschette führen, mit Folgen für die gesamte Konstruktion.
Beschwerden
- Plötzlicher Schmerz ("Reißen") in der Schulter
- Nachtschmerz, später auch tagsüber
- Kraftverlust in der Schulter
- Bewegungseinschränkung beim seitlichen Armheben
- Vorübergehende scheinbar selbsttätige "Heilung" in folgenden 3 Wochen meist kein Grund zur Entwarnung, im Gegenteil (weil ??)
- hoch- bzw. nach vorne gezogene Schulterhaltung
Ursache ist häufig eine dauerhafte einseitige oder zu starke Beanspruchung bei beruflichen oder sportlichen Überkopfbewegungen oder auch ein Unfall:
Bei über 40-Jährigen ist in 20-40% der Schulterunfälle eine Rotatorenmanschettenruptur die Folge; sie ist der häufigste Grund für nicht abklingende Beschwerden nach einem Sturz auf die Schulter!
Durch die Ruptur besteht das Risiko gravierender Folgeschäden und dauerhaften Verlusts der Beweglichkeit und Kraft der Schulter. Bei Vorliegen der obigen Symptome und erst recht im Falle eines Unfalls raten wir dringend, einen Termin auszumachen.
Konservative Therapie
Im Anfangsstadium können nicht-operative Maßnahmen Linderung der Schmerzen, teilweise auch Verbesserung der Beweglichkeit bringen, insbesondere:
- Entzündungshemmende Medikation
- Medikamentöse Schmerzbehandlung
- Injektions-Therapie
- Krankengymnastik
Eine nachhaltige Besserung insbesondere auch der Funktionsfähigkeit ist in der Regel nur operativ zu erreichen. Ausgenommen nur ältere Patienten sowie solche mit geringeren Ansprüchen an die Beweglichkeit oder erhöhtem Operationsrisiko, empfehlen wir hier daher eine Operation.
Um eine fortschreitende Degeneration des Schultergelenks mit der Gefahr irreversibler Folgen sowie weiter zunehmenden Schmerzen zu vermeiden, sollte diese möglichst frühzeitig erfolgen.
Operative Therapie
Mittels Schulterarthroskopie (Gelenkspiegelung) werden zunächst Art und Ausmaß der Schädigung genauer ermittelt.
Das weitere Vorgehen hängt von der Schwere der Sehnenverletzung ab.
Teilrupturen, zumal bei Älteren mit geringerem Anspruch an die Belastbarkeit, sind u. U. allein konservativ zu behandeln (vgl. o.).
In anderen Fällen ist eine operative Sehnenrekonstruktion mittels Naht erforderlich. Dabei wird das abgerissene Sehnenende mit mehreren Fäden gefasst und durch kleine Anker oder nur durch den Knochen am Ursprungsort befestigt.
Je nach Größe und Frische der Risses erfolgt die Reparatur entweder ebenfalls endoskopisch oder im offenen Verfahren.
Bei Vorliegen eines Knochenengpasses (Impingement-Syndrom) wird dieses mitbehandelt.
Sehr fortgeschrittene und alte Rupturen sind im Einzelfall nicht mehr durch Naht wiederherzustellen. Hier bleibt nur eine Glättung der Abrissstellen mit Entfernung des Entzündungsgewebe - oder Implantation eines Kunstgelenks (s. u.).
Die Sehnenrekonstruktion erfolgt zumeist unter Vollnarkose und ambulant, bei besonderer Indikation oder auf Wunsch auch kurzstationär.
Postoperativ ist zunächst eine 6-wöchige Ruhigstellung mit Schulterkissen erforderlich, damit die Sehne am Knochen einheilen kann, gefolgt von spezieller Schulter-Krankengymnastik.
Arbeitsfähigkeit nach 3-6 Monaten
Ziel des Eingriffs ist eine bestmögliche Schmerzfreiheit, was in der überwiegenden Zahl der Fälle auch mit Erfolg erreicht wird.
Wie weit Beweglichkeit und Kraft wiederhergestellt werden können, hängt vom sehr vom Einzelfall ab. Bei einer älteren, lange unbehandelten Ruptur können bereits Folgeschäden an Muskeln und Gelenkknorpel (Arthrose) eingetreten sein. Hier kann meist nur der Einsatz eines künstlichen Ersatzgelenks (Schulterprothese) Abhilfe schaffen.